Seit über 400 Millionen Jahren streifen Haie nun durch unsere Meere und kontrollieren das marine Ökosystem wie eine Art Meerespolizei. Sie sind unabdingbar für eine gesunde Balance in den Ozeanen. An der Spitze der Nahrungskette haben sie wenige Feinde und etablierten sich im Laufe der Evolution zu einer der erfolgreichsten Tiergruppen überhaupt. Doch mit der industriellen Fischerei des Menschen und der gestiegenen Nachfrage nach Haifischflossensuppe kamen neue Bedrohungen hinzu: durch die gezielte intensive Befischung, die extrem hohen Hai-Beifangmengen anderer Fischereien und das überflüssige Sportangeln werden einige Haiarten bis an den Rand ihres Existenzminimums gebracht. Pro Jahr werden laut Statistiken der Food and Agriculture Organization FAO unglaubliche 100.000.000 Haie getötet, die Dunkelziffer dürfte traurigerweise allerdings bei nahezu der doppelten Menge liegen. Illegale Fischerei und unvollständige Angaben vieler Länder zu ihren Fängen machen es schwer, genaue Zahlen zu erstellen. Welche Gefahren den Haien drohen, welche Rolle sie in den Meeren einnehmen und warum wir sie unbedingt schützen müssen, erfahrt ihr im Artikel!
Haie gestalten die Ozeane unserer Erde seit über 400 Millionen Jahren. Im Laufe der Evolution haben sich fortwährend – über riesige Zeiträume hinweg – neue Arten gebildet, die vorhandene Nischen besetzten, während andere durch natürliche Selektion ausstarben und Platz für neues schafften. Heutzutage kennen wir fast 500 verschiedene Haiarten, die sich in ihren Formen, Fressgewohnheiten und Größen deutlich voneinander unterscheiden.
Während der größte Vertreter, der Walhai, fast 14m lang werden kann und sich von Plankton ernährt, wird der Zwerglaternenhai nur ca. 20cm groß. Haie bevölkern alle Weltmeere: sie streifen in den Tropen genauso wie in den kalten polaren Zonen durch die Meere. Einige Arten leben in kompletter Dunkelheit in bis zu 1000m Tiefe, andere wiederum bevorzugen flachere Küstengewässern, das offene Meer oder den Boden als Lebensraum.
Wir sollten wir uns also im Klaren sein, dass es nicht „DEN Hai“ gibt, sondern viele verschiedene, die völlig unterschiedlich voneinander sein können. Das oft in den Medien verbreitete Bild des menschenfressenden Monsters, dass sich auf alles stürzt, was es sieht, ist völlig verfälscht und nicht richtig. Nur von sehr wenigen Haien ist überhaupt bekannt, dass sie Menschen attackiert haben und Gründe für Haiangriffe sind sehr unterschiedlicher Natur – nicht wenige von ihnen durch den Menschen selbst verschuldet. Dennoch wird die gesamte Klasse der Haie auf den Weißen Hai und das völlig überzogen Image reduziert, dass dieser seit dem Film „Jaws“ von Steven Spielberg innehat. Dieser Film und die Nachricht, die er transportiert, hat unter anderem dazu geführt, dass der weiße Hai durch die jahrzehntelange massive Bejagung vom Aussterben bedroht ist und dringend Schutz benötigt.
Allen Haien gleich ist das Knorpelskelett, dass sie als auffälligstes Merkmal von den Knochenfischen unterscheidet, sowie das Seitenlinienorgan, dass von der Kopfregion bis zur Schwanzspitze verläuft. Mithilfe dieses den Fischen vorbehaltenen Organs, können kleinste Temperatur- und Druckschwankungen festgestellt werden. Das ist insbesondere hilfreich beim Aufspüren von verletzen Tieren oder Verfolgungen von Beute. Haie besitzen außerdem noch eine andere faszinierende Fähigkeit: durch spezialisierte Zellen in ihren Schnauzen sind sie in der Lage winzige elektrische Felder wahrzunehmen, wie sie zum Beispiel beim Herzschlag entstehen. Sie können so quasi durch uns hindurchschauen – haben wir Angst? Sind wir ruhig? Sind wir panisch und signalisieren somit Verletzungen?
Als Topräuber haben größere Haie keine Feinde – bis auf den Schwertwal, der sogar schon beobachtet wurde, wie er Jagd auf weiße Haie machte. Um den Bestand daher stabil zu halten und nicht durch zu viele Räuber die Populationen der Beutefische zu bedrohen, hat die Natur es so eingerichtet, dass die meisten Haie erst sehr spät ihre sexuelle Reife erlangen und somit reproduktionsfähig sind. Der Dornhai zum Beispiel, ein gern verspeister Fisch besonders in Europa und auch in Deutschland (Schillerlocke, Kalbsfisch) wird erst mit ca. 10 Jahren geschlechtsreif. Hinzu kommt eine Tragzeit von 18-22 Monaten – einer der längsten im Tierreich! Als wäre das nicht genug, bekommen viele Haiarten auch noch sehr wenige Nachkommen, diese werden dafür sehr groß geboren. Der Fuchshai zum Beispiel, bringt ein etwa 1,50m großen Junges zur Welt, das mit dieser Größe bereits wenige Feinde hat. Würden große Haie mehr Nachkommen und vor allem in schnelleren Zyklen bekommen, so könnte das dazu führen, dass die steigenden Haipopulationen über Kurz oder Lang ihre eigene Nahrungsgrundlage auffressen. Manche Arten bringen zudem nur alle zwei Jahre ein Junges auf die Welt. Gute 400 Millionen Jahre hat dieses System der Natur funktioniert. Erst in den letzten 150 Jahren, in denen wir Menschen anfingen stark in das marine Ökosystem einzugreifen, wurde dieses natürliche Gleichgewicht zerstört. Die Reproduktionsraten dieser faszinierenden und grazilen Tiere können nicht mit der Überfischung und den Tötungen mithalten. Werden weiterhin um die 100.000.000 – 150.000.000 Haie pro Jahr aus dem Meer geholt, so droht den meisten Arten das Aussterben. Und ein Meer ohne Haie ist ein unkontrolliertes Meer, dass zum Untergang verdammt sein wird.
Als Apex(Spitzen)-Räuber kontrollieren Haie die Populationen der Beutefische, indem sie kranke und schwache Tiere entfernen und so den Genpool auf natürliche Weise mitbestimmen. Sie nehmen also eine enorm wichtige Stellung im marinen Nahrungsnetz ein, ähnlich der Position von Löwen oder Wölfen an Land. Ungeachtet dessen bringt der Mensch mittlerweile viele Arten bis an den Rand des Aussterbens. Um zu verstehen, wie wichtig Haie als Kontrolleure unser Ökosysteme sind, schauen wir uns einmal die Nahrungspyramide im Meer etwas genauer an.
Ganz oben an der Spitze der Nahrungspyramide stehen die großen Haie und andere Predatoren wie zum Beispiel Pottwale oder Orcas. Darunter befinden sich „kleinere“ Raubfische wie z.B. Thunfische, deren Populationen unter anderem von den Haien kontrolliert werden. Die kleineren Raubfische wiederum ernähren sich von noch kleineren Beutefischen wie Makrelen oder Heringen, die in riesigen Schwärmen überall dort auftreten, wo große Mengen ihrer Nahrungsgrundlage zu finden sind – dem Zooplankton. Als Zooplankton werden Kleinstlebewesen bezeichnet, die mit der Strömung umhertreiben und in unglaublichen Massen besonders in den kalten, nährstoffreichen Gewässern der Erde auftreten. Zooplankton besteht überwiegend aus kleinen Krebschen. Hauptsächlich ernähren sich diese entweder von ihren Artgenossen (carnivor) oder aber vom sogenannten Phytoplankton (herbivor). Dies sind kleine, meist einzellige Algen, die an der Basis der marinen Nahrungspyramide stehen und wie die Pflanzen an Land Photosynthese betreiben und so für gut 70% des Sauerstoffs in unserer Atmosphäre verantwortlich sind, also weit mehr als die Bäume und Pflanzen an Land! Man kann das Phytoplankton also getrost als das “Sauerstoffkraftwerk” unseres Planeten bezeichnen.
Jede Stufe dieser Pyramide steht unabdingbar in Verbindung miteinander. Entfernt man einen Teil, so brechen die anderen früher oder später zusammen, da die Balance zwischen den verschiedenen Stufen nicht mehr gewährleistet ist. Gehen wir einmal vom worst-case Szenario aus und stellen uns vor, alle Haie werden aus dem Meer entfernt. Als erstes würde die Zahl der “kleineren” Raubfischen schlagartig zunehmen, da sie keine Feinde mehr haben. Eine Kettenreaktion nimmt nun seinen Lauf: die Raubfische, nun ohne ihren natürlichen Regulator Hai, fressen mehr und mehr kleinere Fische und das ökologische Gleichgewicht der Meere wird massiv gestört. Haie tragen zweifellos eine Schlüsselrolle im marinen Ökosystem und haben die Meere, die fast 70% unseres Planeten ausmachen, seit über 400 Millionen Jahren entschieden mitgestaltet.
Mittlerweile stehen 70 Haie auf der Roten Liste der IUCN (International Union for Conservation of Nature), das heißt sie sind “offiziell” vom Aussterben bedroht. Tatsächlich dürften es viel mehr Arten sein, doch aufgrund fehlender Bestandsdaten ist einfach keine Aussage zu treffen. Je nachdem von welcher Zahl man ausgeht werden unglaubliche 270.000 Haie pro Tag (!!) getötet, und dass sind noch sehr konservative Schätzungen. Laut der Daten der Food and Agriculture Organization (FAO) ist die weltweite Haifangmenge von ca. 273.000 Tonnen im Jahre 1950 bis auf 900.000 Tonnen im Jahr 2003 gestiegen, sie hat sich also mehr als verdreifacht. Seit 2004 fallen die Zahlen trotz intensiver Befischung, ein trauriger Indikator für den Rückgang der weltweiten Populationen. Die illegale Fischerei ist in diesen Zahlen noch nicht einmal mit eingerechnet, und gerade Haie werden aufgrund der lukrativen Verkaufspreise der Flossen besonders intensiv befischt, in vielen Fällen illegal in ausgewiesenen Meeresschutzgebieten. Das es kaum politische Regeln gab und gibt, liegt sicherlich zu einem großen Teil auch am Ruf des Hais – der unbarmherzige, blutrünstige Menschenfresser. Besonders hier gilt es Aufklärungsarbeit zu leisten. Wie bereits erwähnt, spielte der Film „Jaws“ („Der Weiße Hai“), der 1975 von Steven Spielberg verfilmt wurde, eine entscheidende Rolle in der Imagebildung der Haie und diese kämpfen seit dem um ihren Ruf als „ganz normales Tier“. Das Shark Attack File in den USA registriert jedes Jahr zwischen 50 und 80 Angriffen, von denen weniger als zehn tödlich ausgehen. Wenn man nun bedenkt, wie viele Begegnungen Tag für Tag mit Haien stattfinden ist diese Zahl extrem niedrig. Es gibt zahlreiche Tiere, ja sogar Gegenstände, die jedes Jahr deutlich mehr Menschen töten wie zum Beispiel Elefanten, Nilpferde, Kokosnüsse, Getränkeautomaten, Blitze, Moskitos, Bienen – diese Liste lässt sich noch lange fortführen. Trotzdem herrscht in der Bevölkerung eine Grundangst vor Haien und nicht vor Getränkeautomaten und genau diese Grundangst macht es schwer eine Lobby zu kreieren, die den Hai überhaupt erst schützenswert machen würde. Politiker interessieren sich leider nicht allzu viel für die Meinungen von Tierschützer, sondern für die Meinung der breiten Masse. Und die schützt nur, was sie liebt und versteht. Genau daher ist Aufklärungsarbeit extrem wichtig, um Menschen die wichtige Rolle dieser wunderschönen Tiere zu vermitteln und sie für die Probleme zu sensibilisieren, denen sie durch uns begegnen .
Das FINNING ist an Grausamkeit kaum zu überbieten. Schaut euch diesen kurzen Film von SHARKPROJECT über das grausame Finning an.
Besonders gefährdet sind die Haie durch die gezielte Befischung (Flossen – FINNING, Fleisch, Knochen, Leber und Haut), durch den immensen Beifang bei anderen Fischereien und durch das Sportangeln, dass leider immer noch in vielen Teilen der Welt Anklang findet. Haiflossen gehören zu den teuersten Fischprodukten der Welt und die Art, wie viele von ihnen gewonnen werden, ist an Grausamkeit kaum zu überbieten: Boote legen Langleinen aus, die bis zu 100km lang sein können und mit Tausenden beköderten Haken bestückt sind. Diese Leinen werden mit GPS Sendern versehen und für einige Stunden sich selbst überlassen. Wie man sich vorstellen kann ist diese Fangmethode äußerst unselektiv – unzählige Schildkröten, Schwertfische, Vögel, Rochen und andere Meerestiere verenden oft qualvoll an diesen Leinen, viele von ihnen durch Ertrinken. Die Leine wird Stück für Stück eingezogen und ist man nur auf die wertvolleren Flossen aus, dem sogenannten FINNING, werden den Haien bei lebendigen Leibe (!) diese abgeschnitten und der für die Fischer dagegen wertlose Körper zurück ins Meer gestoßen. Mehr Platz auf dem Boot bedeutet mehr Platz für Flossen, was wiederum mehr Gewinn bedeutet. Der noch lebende Hai sinkt zu Boden und wird entweder von Artgenossen gefressen oder aber er muss noch Stunden oder sogar Tage auf seinen Tod warten. Welche Qualen müssen das sein? Eine solche Art zu sterben hat niemand verdient, egal ob Mensch oder Tier. Und warum das Ganze? Haifischflossensuppe ist eine chinesische Tradition, die es zwar schon seit langer Zeit gibt, allerdings immer den Herrschern und Eliten vorbehalten war. Im Laufe der 80er Jahre hat sich mit dem gesteigerten Wohlstand der asiatischen Bevölkerung diese Tradition verändert und wurde der breiten Masse zugänglich. In vielen Kreisen gehört es heute zum guten Ton, diese Suppe bei wichtigen Banquets, Hochzeiten oder anderen Feierlichkeiten zu reichen und mit ihr den Respekt gegenüber den Gästen auszurücken. Außerdem wird ihr nachgesagt heilende Kräfte zu besitzen, was bis heute in keiner einzigen Studie wissenschaftlich belegt werden konnte. Im Gegenteil, Haiflossen bergen durch hohe Schadstoffbelastungen wie Methylquecksilber erhebliche Gesundheitsrisiken. Um die Skurrilität und die Perversion noch zu steigern, wird der Suppe oft Krabbenfleisch oder Hühnchen zugesetzt, da die Collagen Fasern der Flosse selbst keinen Geschmack aufweisen! Das heißt, Jahr für Jahr werden Millionen von Haie bestialisch getötet, um aus ihren Flossen eine Suppe zu machen, den man Hühnchen beigibt, um ihr einen Geschmack zu geben!
Doch nicht nur für ihr Flossen werden Haie gejagt, sondern auch für ihr Fleisch. Der Mensch hat schon dutzende Speisefische bis an den Rande der Überfischung gedrängt oder aber darüber hinaus. Mit den schwindenden verfügbaren Fisch müssen Alternativen gesucht werden, um den niemals satt werdenden Markt zu befriedigen. Eine dieser Alternativen sind die Haie. Auch hier in Deutschland werden sie in großen Mengen verkauft, wahrscheinlich ohne dass es die meisten Leute wissen. Viele Menschen würden wohl keinen Fisch kaufen würden, der als „Hai“ gekennzeichnet ist, also wird er kurzerhand einfach unter anderen Namen verkauft wie zum Beispiel Schillerlocke, Meeresaal, Kalbsfisch oder aber Greyfish. Auch das beliebte Fish&Chips in England gehört dazu: der Fischbestandteil besteht in fast allen Fällen aus Haifleisch. Wir Europäer essen also auch sehr viel Hai und der weltweite Rückgang der Populationen ist sicherlich keine asiatisches Problem, auch wenn es dort den größten Markt für Haiprodukte gibt. Laut der FAO waren zwischen 2000 und 2011 die Hauptexporteure von Haiprodukten Indonesien, Indien, Spanien, Taiwan und Argentinien. Die spanischen Riesenflotten werden dabei noch von der EU mit Subventionen gefordert. Haiflossen gehen dagegen zu fast 100% auf den asiatischen Markt, Hauptabnehmer sind China, Honkkong und Singapore, während des Fleisch auch in großen Teilen nach Südamerika (besonders Brasilien) und Europa (Hauptabnehmer ist Italien) exportiert wird.
Fakt ist, dass es für noch für keine einzige Haiart ein komplettes Fang oder Handelsverbot besteht. Eine Absurdität im Angesicht der verfügbaren Zahlen und Informationen. Die internationale Handelsbehörde CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora), die den weltweiten Handel von bedrohten Arten kontrolliert, hat mittlerweile acht Haie auf ihren Listen verzeichnet. Grundsätzlich gibt es drei Listen auf denen bedrohte Pflanzen und Tiere gelistet werden: Liste I ist für jene Tiere und Pflanzen, die gar nicht mehr gehandelt werden dürfen, da ihr Aussterben akut bedroht ist. Tiere die auf Liste II stehen, dürfen noch mit behördlicher Genehmigung gehandelt werden und Liste III ist „nur“ eine nationale Liste, die international eher wenig Bedeutung hat. Alle acht Haie befinden sich auf Liste II, es darf also weiterhin mit ihnen gehandelt werden, wenn auch unter strengen Auflagen.
Die CITES Konferenzen finden alle drei Jahre statt und über eingebrachte Vorschläge wird unter den Delegierten der 157 Mitgliedstaaten abgestimmt. Nur bei einer 2/3 Mehrheit können Beschlüsse gefasst werden. So wurden 2002 der Weiße Hai, der Riesenhai und der Walhai auf Liste II gesetzt und erst 2013 nach mehreren erfolglosen Versuchen, wurden drei Hammerhai-Arten, sowie der Dorn- und Heringshai ebenfalls auf Liste II gesetzt, trotz massiven Widerstands von Fischereinationen. Auch wenn dies erfreuliche Nachrichten sind, darf man nicht vergessen, dass die CITES lediglich den Handel kontrolliert und ihre Bestimmungen erst dann greifen, wenn Arten bereits bedroht sind. Maßnahmen müssen also zusätzlich bereits in der Fischerei implementiert werden, um den Bestand von vornherein zu schonen. Dies kann geschehen im Form von besseren Fangmethoden, Verboten von bestimmten unselektiven Fangmethoden (Langleinenfischerei) bis hin zu Fangverboten von stark gefährdeten Arten.
Verschiedene Umweltorganisationen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Haie im Allgemeinen zu schützen und durch beständige Arbeit werden immer wieder kleine Etappensiege erreicht. So ist es zum Beispiel seit dem 1. April dieses Jahres in den Hilton Hotels nicht mehr möglich, Haifischflossensuppe zu bestellen – inklusive den 96 Pazifischen Niederlassungen. Nachdem sie im Dezember 2012 bereits von der Speisekarte genommen wurde, aber auf Wunsch noch verfügbar war, ist der komplette Verzicht ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ist auch für kleinere Unternehmen wegweisend. Nach und nach wird den Menschen klar, dass Haie keine blutrünstigen Bestien sind, sondern wunderschöne und schützenswerte Tiere, über die wir in vielen Bereichen noch viel zu wenig wissen. Ein besonders tolles Beispiel für den Haischutz hat das im Pazifik liegende Inselarchipel Palau im Jahre 2009 unternommen: sie haben ihre gesamte exklusive Handelszone (etwa so groß wie Frankreich) zum ersten Haischutzgebiet der Welt erklärt. Nicht nur für die Natur eine gute Entscheidungen, sondern auch für den Geldbeutel: ein lebender Hai ist sehr viel mehr wert als ein toter. Es gibt Millionen von Tauchern weltweit, die bereit sind viel Geld zu zahlen, um Unterwasser in den Genuss von Haibegegnungen zu kommen.
Als Räuber nehmen Haie die Schafstoffe gefressener Beutefische auf und speichern diese in ihren Gewebe – ein Leben lang. Besonders Methylquecksilber ist hier ein gut untersuchtes Beispiel und es stehen viele Informationen zu Verfügung. Wie ich bereits im letzten Artikel Die Vermüllung der Meere – aus den Augen aus dem Sinn? erwähnt habe, entsteht Quecksilber hauptsächlich bei der Erzeugung fossiler Brennstoffe und der Müllverbrennung und ist mittlerweile in jedem Winkel der Meere zu finden. Je höher ein Tier in der Nahrungskette, desto höher seine Belastung. Beim Verzehr von stark belasteten Fisch kann Methylquecksilber die Blut-Hirn Schranke passieren und wird so nahezu zu 100% vom Körper aufgenommen. Es kann zu schweren Schädigung des zentralen Nervensystems und des Herzens führen und wird als hochtoxisch eingestuft, besondere Gefährdung gilt schwangeren Frauen, die erhöhte Dosen zu sich nehmen. Den ungeborenen Kindern drohen Schwerbehinderungen oder sogar der Tod. Außerdem wurde ein Bericht der WHO veröffentlicht, in den Methyquecksilber verdächtigt wird eine der Ursachen für Krebs zu sein. Gründe Haiprodukte zu meiden, gibt es also genug.
Auch in Deutschland wird immer wieder stark belastetes Fleisch verzehrt. So hat 2009 eine Untersuchung in Deutschland und Österreich von SHARKPROJECT, einer der größten international tätigen Haischutzorganisationen, ergeben, dass 30% der im Handel erhältlichen Schillerlocken (Dornhai) die gesetzlichen Grenzwerte überschritten und damit ein akutes Gesundheitsrisiko für den Konsumenten darstellen. Gerade im Verkauf besteht dringender Handlungsbedarf: die bewusste Täuschung der Verbraucher über den Ursprung des Fleisches mit irreführenden Namen ist inakzeptabel und es liegt in unseren Händen diese Produkte zu boykottieren und den Handel zu strafen.
Nachführend irreführenden aber dennoch handelsüblichen Namen, hinter denen sich Haifleisch verbirgt!
Diese Produkte sollten unter allen Umständen gemieden werden und gesundheitliche Schäden vorzubeugen und der Natur zu helfen. Im Zweifel immer nachfragen. Wieder heißt es hier, der Verbraucher hat die Wahl und kann mit seinem Konsumverhalten Berge bewegen. Daher ist es wichtig, mit Freunden und Familie darüber zu sprechen und Informationen zu verbreiten. Die Haie kämpfen gegen ihr blutrünstiges Monster- Image an und Hunderttausende von ihnen zahlen Tag für Tag mit ihren Leben für den kranken Hunger auf Haifischflossensuppe und den gedeckten europäischen und nordamerikanischen Tisch.
Wir brauchen die Haie und müssen verstärkt für ihren Schutz sorgen. Sie überstanden mehrere Massensterben in der Geschichte unseres Planeten und laufen nun Gefahr den Menschen zu erliegen. Es ist die traurige Wahrheit, dass wir uns im Laufe der Menschheitsgeschichte einen selbstzerstörerischen Lebensstil angeeignet haben, der darauf aus ist, die Früchte der Natur auszubeuten und zu verbrauchen, anstatt sie zu nachhaltig zu nutzen und so das Überleben der Menschen auch in Zukunft zu sichern. Der Hai ist nur ein Beispiel von vielen. Eines ist klar: so wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen. Und auch wenn wir (besonders in den entwickelten Nationen, die Engpässe einfach mit dem Import anderer Güter ausgleichen können) vielleicht nichts mehr davon mitbekommen werden, so könnten unsere Kinder und die darauffolgende Generation unter den Folgen unserer heutigen maßlosen, verschwenderischen und rücksichtslosen Lebensart zu leiden haben. Viele Tiere, inklusive der Haie, werden sie wohl so nicht mehr zu Gesicht bekommen und ich möchte dass meine Enkel nicht nur von ihren Opa Geschichten hören, wie wunderschön, intelligent und graziös diese Tiere sind und wie wunderbar es ist, sie unter Wasser beobachten zu dürfen, sondern ich möchte, dass auch sie die Chance haben werden, Haien zu begegnen und eine intakte Welt Über- sowie Unterwasser vorzufinden. Wir sind es ihnen schuldig.
Gemeinsam können wir einen Unterschied machen und den Haien helfen. Für weiter Informationen könnt ihr Euch zum Beispiel auf www.sharkproject.org umschauen, einer Seite vollgepackt mit Informationen rund um das Thema Hai. Oder aber ich schaut mal bei Greenpeace, dem WWF oder bei Sea Shepherd vorbei. Wenn man aktiv helfen möchte – Geldspenden sind immer willkommen und helfen die Arbeit und den Haischutz voranzutreiben. Außerdem empfehle ich euch die Reportage Sharkwater, die es bei youtube zu sehen gibt und die Schönheit dieser Tiere mit fantastischen und atemberaubenden Filmaufnahmen unterstreicht!
Eine 6-Teilige Serie über die Überfischung, Vermüllung und Ausbeutung unserer Meere. Ihr Zustand ist vielerorts kritisch, oft sogar dramatisch, doch positive Beispiele zeigen: Es ist noch nicht zu spät den Kurs zu wechseln und die Ozeane zu retten! Ursprünglich geschrieben für diefreiheitsliebe.de.
#1 – Bis zum letzten Fisch – Wie die Fischerei unsere Ozeane zerstört
#2 – Vom Fischhaken zum Meganetz – die Geschichte der Fischerei
#3 – Aquakultur – wirklich so gut wie alle sagen?
#4 – Vermüllung der Meere – aus den Augen, aus dem Sinn?
#5 – 270 getötete Haie pro Tag – eine Ausrottung mit Folgen
#6 – Die Situation der Wale – die sanften Riese unserer Erde
Immer gerne. Ich bin über das Sharkproject auf deine Arbeit aufmerksam geworden. Gerade der Teil über das Phytoplankton wurde endlich Mal so erklärt, dass auch Nicht-Biologen es verstehen können. Ich selbst habe gerade erst ein kleines Blog ins Leben gerufen, um ein wenig über die auf den Kanaren vorkommenden Haie aufzuklären, die dringend Schutz brauchen. El Hierro ist zum Beispiel die Kinderstube der Kleinzahn-Sandtiger, die nirgendwo anders auf der Welt so dicht unter der Wasseroberfläche zu sehen sind.
Es ist keine wissenschaftliche Arbeit, aber da es auf den Kanaren zu keinen Unfällen mit Menschen kommt, wird der Hai hier gerne totgeschwiegen (man lebt halt vom Tourismus). Also habe ich mir gedacht: Ist doch ein prima Beispiel um zu zeigen, dass Haie nicht gleichzeitig Angriffe bedeuten 😉 Also ist mein Ziel, im Laufe der Zeit alle 80 der hier schon gesehen Arten aufzulisten, was allerdings noch eine Weile dauern wird, da Familie und Beruf nicht so viel Zeit lassen, wie ich bräuchte. Aber wenn Mal ein, wie 2006, Langflossen-Mako von 4 Metern Länge strandet und es dann heißt: “Der hat sich verschwommen”, dann stellen sich mir die Nackenhaare auf.
Besten Gruß
Hi Andi,
ich habe mich mal auf deiner Seite umgesehen – super Arbeit, die du da leistest! Genau auf solche Dinge kommt es an: Wissen und Informationen verbreiten und die Menschen für die Umwelt, in diesem Fall die Haie, zu sensibiliseren! Beide Daumen hoch und weiter so!
Gehst du auch tauchen auf den Kanaren? Kann man da auch ab und an mal ein paar Haie beobachten? Wäre ja mal ein schönes Ausflugsziel 😉 Wohnst du dort?
Liebe Grüße!
Danke 🙂 Ich war lange kommerzieller Blogger und wollte endlich Mal was Sinnvolles machen. Etwas wo mein Herz dran hängt. Alles andere habe ich inzwischen eingestampft. Tauchen tue ich leider (noch) nicht, aber ich schnorchele für mein Leben gerne. Getroffen habe ich aber keinen. Ich lebe auf Teneriffa und bisher nur das Vergnügen, mit einem Schmetterlingsrochen von etwa als 2 Meter breite zu schwimmen. Auf El Hierro gibt es zwei Brüder (The Ocean Brothers), von denen ich auch die Bilder von den Kleinzahn-Sandtigern bekam. Da ich dort auch einen Freund sitzen habe, hoffe ich stark darauf, dass ich irgendwann Mal dort im Mar de las Calmas schnorcheln kann, wo die trächtigen Weibchen fotografiert wurden.
Das man die Haie hier so selten sieht (ausser Mal vom Boot aus), ist der Grund für die fehlenden Infos dazu. Der Tourismus hat es natürlich leicht, das Thema unter den Teppich zu kehren 😉
Letztes Jahr wurden allerdings immer wieder Mal welche im Süden von Teneriffa gesehen und ein Blauhai im Nordwesten an der Küste (war leider in den letzten Zügen).
Besten Gruß
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Tom Vierus is an award-winning photographer, filmmaker, and marine biologist based in Suva, Fiji Islands. This blog is dedicated to his assignments and to sharing some behind-the-scenes footage.
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